Schon einmal über den Ausdruck „die beste Generation“ genervt gewesen? Seit über 60 Jahren heißt es bei den Amis die Generation der Väter habe „die Depression überlebt“, „die Nazis besiegt“ und überhaupt hätten sie nie dämliche Piercings oder lächerliche Baseballcaps gehabt.
Nun – diese Helden des 20. Jahrhunderts haben nicht *alles* perfekt gemacht… beispielsweise haben sie mit der Indienststellung des Zerstörers USS. William D. Porter die dümmste Schiffscrew EVER auf die Menschheit losgelassen: Wenn Schiffe Menschen wären, dann wäre die USS Porter das eine dumme Kind das Würmer frisst. Und danach aus Versehen den Präsidenten tötet.
Aber der Reihe nach:
1. Das Dock
Begonnen hat alles mit der Indienststellung – was kann da schon schief gehen? Naja – ein Zerstörer hatte zu dieser Zeit die grundsätzliche Aufgabe, die großen Schlachtschiffe zu schützen (für geistige Vegetarier: Zerstörer = Kevin Costner, Schlachtschiff = Whitney Houston). Und so kam es also, dass im November 1943 die erste Aufgabe der Porter die Eskortierung der USS Iowa auf diplomatischer Mission quer über den Atlantik in Richtung Iran war.
Jetzt möchte man fragen „was macht ein Schlachtschiff auf diplomatischer Mission“? Es kann ja nicht sprechen – und die Zeit der Kanonenbootpolitik ist schon ein paar Jährchen vorbei. Nun -die Iowa hatte prominente Passagiere: den US Präsidenten, den Secretary of State, Staabschefs und Konsorten – allesamt unterwegs auf ein geheimes Treffen mit Stalin und Churchill.
Das war also die erste große Aufgabe – eine simple Konvoifahrt zusammen mit mehreren anderen Schiffen… alles kein Problem, wäre die Besatzung der USS Porter nicht aus der kompletten Besetzung der „Police Acadamy“ bestanden!
Die Probleme begannen bereits bei der allerersten Fahrt aus dem Dock: Irgend ein Spezialist vergaß den Anker komplett hoch zu ziehen – und so zog die Porter bei der langsamen Rückwärtsfahrt aus dem Dock eben jenen Anker quer über das Deck ihres Schwesterschiffs. Man stelle sich den krachenden Anker vor, wie er Reelings und Rettungsboote zerlegt sowie tausende US Dollar versenkt.
Auch die Gesichter der Crew auf ihrem allerersten Manöver muss man sich vorstellen – ihr wisst schon: es war ihr allererstes Manöver, gerade auf dem Weg den Präsidenten…
Der Kapitän der Porter – Wilfred Walter – schaut kurz auf die Uhr und realisiert, dass sie ja ein wichtiges Meeting auf See hätten um die Iowa zu treffen.. Also meint er kurz: „Jaaa… ich muss dann mal weg!“ und lässt das Chaos in bester Unfallflucht-Manier hinter sich.
Aber hey – Anfängerfehler! Und was kann jetzt noch schief gehen?
Achja.
2. Beinahe den Präsidenten mit einer Wasserbombe töten
24 Stunden nach dem „Anker-Vorfall“ nimmt die Porter ihren Platz im Konvoi ein, zweifellos noch mit der Schamesröte im Gesicht eines jedes Crewmitglieds. Aber hey – vor ihnen liegt eine knackige 8-Tages Kreuzfahrt durch U-bootverseuchtes Gewässer. Also ist es wichtig, dass man fit ist und so werden Training und Manöver angeordnet, damit die Schiffe und Crews des Konvois einsatzbereit sind.
Würde beispielsweise ein U-Boot der Iowa zu nahe kommen, so wäre es die Aufgabe der Zerstörer diese mittels Wasserbomben (große, mit Sprengstoff gefüllte Metallfässer) zu zerstören oder zum Auftauchen zu zwingen, wo dann der Job mit den Kanonen beendet werden kann.
Also übt man die Sache – natürlich wie der Name schon sagt: mit Übungsmunition!
Man ahnt schon, wohin die Reise geht: die Genies auf der Porter haben nie daran gedacht, ihre scharfen Wasserbomben zu sichern… und so geschah es am 12. November, dass eine scharfe Wasserbombe von Deck gefallen ist.
Gefallen! Ins Wasser!
Dort ist sie in Schlagdistanz zum US – Präsidenten explodiert und just ist aus der Übung Realität geworden: Sofort gehen alle Schiffe auf Kampfstation und jedes Sonar des Konvois pingt chaotisch durcheinander als wäre der Weltuntergang angebrochen.
Um dem imaginären Nazi U-Boot auszuweichen wurden hektische Ausweichmanöver gefahren – bis ein zerknirschter Funkspruch der Porter eröffnet, dass *sie* es waren. Und dabei noch ein riesen Glück hatten, dass die Wasserbombe vor der Detonation etwas gesunken ist – ohne das Heck der Porter abzureißen oder den Präsidenten zu töten.
Man wirft aber auch keine Wasserbomben in unmittelbarer Nähe zu Präsident Roosevelt!
Keine Frage – zu diesem Zeitpunkt war die Crew bereits mehr als geknickt – und wenn man denkt, es geht nicht schlimmer: Eine „Monsterwelle“ traf die Porter, spülte einen Matrosen über Bord (diesen Abtrünnigen hat man nie mehr gefunden) und setzte den Boilerraum unter Wasser.
Als direkte Folge davon war der Strom weg und die Porter fiel im Konvoi zurück. Normale Menschen hätten nach der ganzen Schande den Schwanz eingezogen, hätten umgedreht und wären *still und leise* in den Heimathafen zurück gefahren.
Tat die Porter natürlich nicht!
Nicht einmal, als der kommandierende Admiral Ernest King – angesäuert von den ganzen Problemen und stündlichen Schadensmeldungen der Porter – dem Kapitän der Porter *persönlich* anfunkte sie sollen jetzt gefälligst „mit der Sch*** aufhören und sich endlich professionell verhalten„.
Kapitän Walter gelobte Besserung… aber natürlich konnte er diesen Schwur nicht einhalten – denn sonst wäre diese Geschichte hier schon zu Ende.
3. Einen Torpedo auf den Präsidenten abschiessen
Zu diesem Zeitpunkt waren alle in dem Konvoi verständlicherweise etwas nervös… – daher hat Präsident Roosevelt selbst die Initiative ergriffen und die Crew der Iowa gebeten zu demonstrieren, dass sie sehr wohl verhindern können dass ihn jemand umbringt – abgesehen vielleicht „von den Idioten hinten im Konvoi“.
Er dachte bei diesem Szenario an einen Angriff aus der Luft – vielleicht weil er vermutete, dass aus dieser Richtung KEINE Gefahr von der Porter drohen könnte.
Für diesen Zweck wurden von der Iowa einige Ballons gestartet, um als Ziele für die Luftabwehrkanonen zu dienen… die wehren sich zwar nicht – aber dafür halten sie auch still!
Das ging so lange gut, bis ein paar Balloons über die Porter schwebten und an Bord jemand (Kapitän Porter) dachte, es wäre nun Zeit für Vergeltung!
Also befahl er der Crew auf alle Ballone zu schiessen, die von der Iowa verpasst wurden. Dieser Teil ging gut – so gut, dass der Kapitän der Porter sich wieder wie „the King of the World“ fühlte und angesichts der Erfolge gegen die mächtige Ballonarmee befahl, nun mit den Torpedos zu üben.
Als Übungsziel wählte er… – naja die Iowa aus.
Der aufmerksame Leser ahnt schon, was passierte…
Das Kommando lautete „Eins los!“ und der erste imaginäre Torpedo wurde abgefeuert. „Zwei los!“ und der zweite ging raus. „Drei los!“ und man hörte ein platschendes, sprudelndes Geräusch und die Crew sah mit panischen Augen einem echten Torpedo hinterher, welcher sich in Rohr 3 befand.
Wir erinnern uns: die ganze Geschichte war eine *geheime diplomatische Mission* – niemand sollte aus strategischen Gründen wissen, dass der Präsident an Bord ist… immerhin war ja Krieg! Alles was es benötigt hätte, wäre ein Verräter und die halbe Kriegsmarine wäre hinter dem Konvoi her gewesen – aus diesem Grund wurde auch absolute Funkstille angeordnet.
Man könnte meinen, dass ein „Ooopsie – ich habe gerade einen Torpedo auf das Schiff des Präsidenten abgeschossen“ es rechtfertigen würde, diese Funkstille zu brechen?
Nicht so die Meinung auf der Porter – sie versuchten es stattdessen am helllichten Tag mit *Lichtzeichen* die Iowa zu warnen. Und nein – es gibt kein extra Lichtsignal wie „3x blinken für: ich habe einen Torpedo auf den Präsidenten abgeschossen„.
Trotzdem hat es der Lichtmann der Porter irgendwie geschafft, „Torpedo im Wasser“ zu übermitteln – leider hat er sich in der Hektik bei der Richtung vertan. Beim Versuch dies zu korrigieren, hat er sich ungücklicherweise wieder etwas verhaspelt und mitgeteilt, dass sie auf „äußerste Fahrt zurück“ (Rückwärtsgang) gehen würden.
(Nein, die Crew der Iowa ist daraufhin nicht in Jubel ausgebrochen…)
Jedenfalls hat sich dann doch jemand entschieden, die Funkstille zu brechen und hat der Iowa zu befehlen sofort hart steuerbord zu fahren – was sie dann auch taten. Der Präsident brach in Anblick der Gefahr komischerweise nicht in Panik aus, sondern lies sich im Rollstuhl aufs Deck rollen um die „Torpedo Action“ zu sehen (nicht wissend, dass ja die Richtung nicht stimmte und das Teil sehr nahe kam!).
Seine Secret Service Leute standen sicherheitshalber mit gezogenen Pistolen daneben um notfalls auf den Torpedo zu schießen (!). Glücklicherweise hat der starke Kurswechsel der Iowa ausgereicht, dass der Torpedo das Schiff knapp verfehlte…
Das war dann der Zeitpunkt, als der Admiral der Porter befahl, doch bitte sofort den Konvoi zu verlassen – immerhin hatten sie schon wieder versucht, den Präsidenten zu ermorden. Die Porter gehorchte und fuhr zum Stützpunkt auf den Bermudas – wo eine Kompanie bewaffneter Marines sie erwartete und verhaftete. Die komplette Crew – das gab es noch nie!
4. Während des Exils eine Granate auf das Haus des Stützpunkt – Kommandanten schießen
Es gibt natürlich schlimmeres als zur Strafe auf den Bermudas zu sitzen. Nach ein paar Untersuchungen und Befragungen wurden die Offiziere und der Kapitän mit Disziplinarstrafen belegt und der Typ, der den Torpedo abgeschossen hatte mit Arbeitslager bestraft (wurde aber später von Roosevelt persönlich begnadigt).
Aber es war klar, dass man die Porter so schnell nicht mehr auf eine wichtige Mission schicken würde. Also beorderte man sie dorthin, wo sie nicht viel anrichten konnte: nach Alaska. Dort gibt es nämlich null Präsidenten, die man umlegen hätte können.
Nach fast einem Jahr der Langeweile – und vor allem ohne Katastrophen – waren sie dann kurz davor, wieder in den „aktiveren“ Dienst zu kommen als ein betrunkener Matrose just der Meinung war, man müsse mit den großen Kanonen spielen.
Die von glücklosen Mächten gesteuerte Granate landete exakt im Vorgarten des Stützpunkt Kommandanten – der zu diesem Zeitpunkt gerade Offiziere mit deren Frauen für eine Party eingeladen hatte – und zerstörte sein Blumenbeet sowie was noch von der Reputation der Porter übrig war.
Inzwischen war der Dienst auf der Porter in der kompletten Navy als harte Bestrafung angesehen. Der Krieg war weiter fortgeschritten und als es nach Midway knapp wurde, bekam die Porter den Einsatzbefehl für den Pazifik! YEY – die Chance auf Rehabilitierung?
5. Auf die unmöglichste Weise sinken
Inzwischen 1945 und der Ruf komplett im Eimer wurden die Porter und ihre Crew mittlerweile mit „Nicht schiessen – wir sind Republikaner!“ und Gelächter begrüsst. Tatsächlich sank die Reputation noch weiter, als im Kampf um Okinawa ein Schwesterschiff von der Porter gerammt wurde.
Um nicht noch mehr Schaden anzurichten, wurde die Porter auf den äußersten Perimeter der Schlacht verbannt – und dort machte die Porter endlich die Dinge richtig: Sie verwendeten die Luftabwehrwaffen wie auch die Anti-Uboot-Maßnahmen richtig und schossen sogar 5 feindliche Flieger ab ohne den Präsidenten zu attackieren.
Nicht schlecht würde man meinen? Aber es wäre ja nicht die USS William D. Porter, wenn die Geschichte so enden würde:
Die japanischen Flugzeuge waren zu jener Zeit zu großen Teilen aus Holz gefertigt und auf den damaligen Radaranlagen zu gut wie nicht zu sehen. Als dieses eine japanische Flugzeug ein Schiff in der Nähe der Porter anvisierte, wurden auch von der Porter Ausweichmanöver gefahren – der Flieger platschte ins Wasser ohne zu explodieren und *YEAHH* die High-Five-Party begann!
Was niemand ahnte: der Flieger behielt unter Wasser seinen Kurs bei und explodierte danach UNTER der Porter was das Schiff förmlich aus dem Wasser hob.
Mit anderen Worten: Das Schiff wurde irrtümlich versenkt von einem Flugzeug, das bereits abgestürzt war!
Das Schiff sank 3 Stunden später ohne menschliche Verluste… man sagt, das Schiff erhielt die Mannschaft nur am Leben, damit diese noch lange mit dem Wissen leben mussten auf der Porter gedient zu haben.
Übersetzt von: http://www.cracked.com/article_19637_the-5-craziest-war-stories-all-happened-same-ship.html